Graf Luckner

Graf Luckner

Nikolaus, Graf von Luckner, wurde am 11. Januar 1722 in Cham geboren, als Sohn des Hopfenhändlers, Bierbrauers und Gastwirts Samuel Luckner. Dieser war ein sehr angesehener Bürger der Stadt, dem das Vertrauen seiner Mitbürger die Ehrenämter einen Kirchen- und Spitalverwalters, sowie eines Stadtkämmerers übertragen hatte. Nikolaus war der Vorletzte von 8 Kindern, 6 Knaben und 2 Mädchen. Der Letztgeborene, Josef, übernahm das elterliche Anwesen.

Nikolaus, Graf von LucknerNikolaus kam zunächst in die Chamer Lateinschule zum Rektor Magister Jakob Graf, dann in die Jesuitenkollegien nach Straubing und Passau, da ihn die Eltern zu einem Beamten oder Geistlichen ausbilden lassen wollten. Allein nirgends scheint es dem Studentlein behagt zu haben. Wohl ohne Einverständnis der Mutter (der Vater war 1730 gestorben), verließ er die Schulbank, warf die Feder weg und griff zum Schwerte. Kaum den Knabenschuhen entwachsen, sehen wir ihn 1737 als Kadetten im Infanterieregiment Morawitzki, in dem er den Türkenkrieg 1737 – 1739 mitmachte.

Im österreichischen Erbfolgekrieg (1741 – 1745) zog er im Heer Karl Albrechts mit nach Böhmen und kam 1743 zurück, fand seine Vaterstadt Cham von den Trenck´schen Panduren ausgeplündert und verwüstet und wendete ihr den Rücken für immer. Nach Schluss des österreichischen Erbfolgekrieges 1745 wurde er Husarenleutnant im Ferraryschen und 1746 im Franzipani-Regiment, das nach Holland in den Kampf gegen Frankreich zog. Dort verlor er sein Herz an eine reiche Holländerin namens de Cypres, die anscheinend in Holstein begütert war. Denn, als er am Schluss des holländischen Feldzuges 1748 als Major verabschiedet wurde, ging er auf sein holsteinisches Gut Blumendorf und beschäftigte sich mit der Bewirtschaftung desselben. Aber bei Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756 sehen wir ihn wieder zu Pferde. Er errichtete ein sogenanntes Freikorps von 200 Hussaren und befehligte es als Major in Hannoverisch-Englischen Diensten. König Georg II von England beförderte ihn 1759 zum Obersten seines zu einem Regiment erweiterten Korps; König Georg III im Jahre 1761 zum Generalleutnant. Mit seinen Hussaren glänzte Luckner durch kühne Unternehmungen, Streifen und Überfälle bald da, bald dort. Für seine Verdienste wurde er 1758 in den Adelsstand erhoben. Der Siebenjährige Krieg endete 1763 und damit auch seine kriegerische Laufbahn zum 2. Male. Sein Regiment wurde aufgelöst und er auf halben Sold gesetzt. Diese unwürdige Behandlung verdross ihn so sehr, daß er seine Entlassung nahm und sich wieder auf das Land zurückzog.

Frankreich, das Luckner als tatkräftigen Soldaten und tapferen Führer kennengelernt hatte, gewann ihn 1763 durch ein Jahresgehalt von 30.000,00 Francs, mit dem Rang eines Generalleutnants. Frankreich bedurfte jedoch vorerst seiner Dienste nicht, so dass Luckner auf seinen Gütern bleiben konnte. 1778 wurde er als Großgrundbesitzer in die dänische Ritterschaft aufgenommen und 1784 von König Christian in den Grafenstand erhoben. Als sich 1791 das Verhältnis Frankreichs zu Deutschland sehr zuspitzte, stellte Frankreich zum Schutz der Grenzen 3 Armeen auf und übertrug auch ein Kommando an Luckner.

Kriegsminister Narbonne überreichte ihm namens Königs Ludwig XVI den Marschalsstab vor der Front von 10 000 Soldaten. Dann wurde ihm die Rheinarmee mit dem Hauptquartier Straßburg übertragen. 1792 begann der Krieg gegen Österreich. Rochambeau rückte gegen die belgische Grenze vor, legte aber sein Kommando nieder als er sah, dass mit den unzuverlässigen, von revolutionären Ideen verseuchten Truppen nichts anzufangen war. Nun musste Luckner die Führung übernehmen. Er ging vor und nahm den Österreichern Courtray weg, worüber in Paris, wo bereits alles drunter und drüber ging, großer Jubel herrschte. 1793 fiel des Königs Haupt unter der Guillotine und die Herrschaft der Schreckensmänner begann. Da Luckner auch das Kommando der Zentrumsarmeen übertragen wurde, begab er sich nach Straßburg und wurde dort mit größter Begeisterung als Retter Frankreichs empfangen. Rouget de Lisles widmete ihm die Marseillaise. Luckner wurde später abberufen und mit einer Pension von jährlich 36.000,00 Livres in den Ruhestand entlassen. Damit war aber auch seine militärische Laufbahn beendet. In Straßburg verweigerte man ihm die Auszahlung des Ruhegehaltes, weshalb er im Oktober 1793 nach Paris reiste, um zu seinem Recht zu kommen. Robespierre ließ ihn verhaften. Als Teilnehmer an der Verschwörung Capets beschuldigt, wurde Luckner am 04.01.1794 durch die Guillotine hingerichtet.